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Alltagskämpfe im Arbeitsalltag

Die entrechteten, geknechteten und verachteten Menschen wehren sich in den letzten Jahren wieder ein kleines bisschen mehr gegen die Unterdrückung durch Kapital, Nation und Staat. Arbeitskämpfe haben wieder zugenommen; Streiks sind „in“. Netzwerke, die sich um Euromayday und revolutionäre 1.Mai-Demos bildeten, organisieren konkretere Aktionen und Strukturen, die nicht mehr nur als symbolische Politik bezeichnet werden können. Die zersplitterte radikale Linke entdeckt die soziale Frage wieder. Der Kampf um materielle Veränderungen gewinnt langsam an Fahrt. Viele erwarten, dass mehr drin ist.

In Bezug auf Streiks stellt sich die schwierige Frage, wie man sich als Gruppe linksradikaler UnterstützerInnen „von außen“ solidarisch in einen gemeinsamen Kampf mit den Beschäftigten in der bestreikten Bude begeben kann. Praktiziert wird bereits reihenweise die Absage an das Verständnis einer Avantgarde, an (Gewerkschafts-)Funktionärstum und marxistische Lesekreis- und Agitationsgruppen.

Dieser Widerstand im Alltag allerdings ist zu zaghaft: Viele der einst erkämpften subkulturellen Strukturen, die dem Kapital ein Schnippchen schlagen sollten, sind verbürgerlicht, längst geräumt oder in Abwehrkämpfen verfangen. Es ist schwer, in die Offensive zu kommen. Dabei können die erkämpften „Freiräume“ uns allen einen strategischen Bewegungsvorteil ermöglichen, denn diejenigen, die ihren Alltag in kleineren WGs, Familien, Ein-Personen-Haushalten fristen, sind der ewigen Hetze nach mehr Geld noch stärker ausgesetzt: Hartz IV hängt uns allen im Nacken.

Es wird Zeit, dass wir die Arbeitskämpfe mit dem Widerstand im Alltag stärker verbinden. Es wird Zeit, dass die Reproduktion unseres Lebenswieder stärker Thema wird. Reproduktion ist nicht nur der verherrschaftlichte Prozess, in dem Frauen und migrantische HausarbeiterInnen den Produktionsprozess durch billige oder unbezahlte Arbeit mit am Laufen halten; sie ist auch der Prozess, in dem es noch möglich ist, zu sich selbst zu kommen, zumindest solange man nicht durch die Verlockungen und Amüsements der Industrie abgelenkt wird.
In unserem Alltag müssen wir versuchen, Kontakte untereinander zu knüpfen. Wir müssen die zwischen uns entstanden Verhältnisse zum Tanzen bringen. Gruppen, die bisher noch nicht versucht haben, die Welt zusammen mit anderen zu verändern, sollten dies tun. Solidarität ist und bleibt eine unserer stärksten Waffen. Die Kämpfe um Freiräume können mit den Arbeitskämpfen eine viel versprechende Verbindung eingehen, in der die Überwindung der kapitalistischen Lohnarbeitsgesellschaft nicht nur Utopie ist, sondern unsere alltägliche Praxis.

freedom thirtyfive


Hintergrundtexte:

»  Ausgeschaukelt statt aufgeschaukelt. Der GDL-Abschluss - eine erste Interpretation
»  StellvertreterInnen der Wut? Ein Rückblick auf den GDL-Kampf - von Dieter Wegner
»  Gewonnen ... an Erfahrung. Ein Kommentar von Uwe Krug* zum Abschluss der GDL
»  Ein hohes Gut. Ein Gespräch mit Frank Schmidt über Privatisierung und Streiks bei der Bahn
»  Welche Interventionen? Peter Nowak über eine Veranstaltung zu Perspektiven betrieblicher Kämpfe und ihrer Unterstützung


Schwerpunkte


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