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Forum A: Arbeit, Migration und Subjektivität

Im Dreischritt durch prekäre Welten
Landnahme und Inwertsetzung - zwei Begriffe, die beim BUKO 28 eine zentrale Rolle spielen. So auch im Forum A, das widerständige Subjektivität im "Normalarbeitsverhältnis des 21. Jahrhunderts" diskutiert - in den unterschiedlichen prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen rund um den Globus.

In diesem Forum soll es um die aktuellen Veränderungen der bezahlten und unbezahlten Arbeit sowie die darauf aufbauenden Widerstandserfahrungen gehen - von den kleinen Tricks im Alltag bis zu organisierten Kämpfen hier und in anderen Ländern. Darüber hinaus wollen wir uns auf die Suche nach Auswegen und lebbaren Alternativen begeben.

Vorbereitungsgruppe Forum AMS

Veranstaltungen im Forum A

Auftakt: Prekäres Leben - prekäre Kämpfe
[Freitag, 11:00 - 13:00]
Bewegungsversuche zwischen (Selbst-)Verwertung und Rebellion
Mit Martin Dieckmann
Der Vortrag "Die Widerruflichkeit der Normalität" von Martin Dieckmann als rtf-Datei
Abschlussveranstaltung: Prekäre Perspektiven
[Samstag, 10:00 - 12:30]
Mindesteinkommen, Recht auf Legalisierung, Lidl-Kampagne, EuroMayday, Subjektivität ... Wie lassen sich die zahlreichen Stränge der Diskussion um Prekarisierung miteinander verbinden? Zum Abschluss dieses Forums wollen wir am Beispiel der Initiative für ein„Workers Center Rhein-Main“, das eine Anlauf- und Beratungsstelle für prekär beschäftigte MigrantInnen schaffen will, über Perspektiven politischen Handelns in und gegen prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse diskutieren.
Mit Kirsten Huckenbeck (express), Sabine Hess (kanak attak)

Workshops am Freitag 14:30 - 16:30 und 17:00 - 19:00
Mein ganz prekärer Alltag
Auf der Suche nach widerständigem Potential in der Gegenwart möchten wir nicht nur auf Theorien, Konzepte und Analysen bauen, sondern im Alltag ansetzen. Wie sieht unser (gemeint sind alle WorkshopteilnehmerInnen) Alltag aus? Kann dieser als prekär bezeichnet werden? Sind wir tatsächlich alle Prekär? Verwischt der Begriff der Prekarisierung, so wie hier verstanden, nicht die strukturellen Differenzen zwischen bspw. MigrantInnen und KulturproduzentInnen? Wird es schwierig die Grenze zwischen einem neoliberalen Selbstbild und einem widerständigen Selbstbild zu benennen? Sind dieDinge die wir positiv an uns formulieren und finden wollen(?)nicht auch Dinge, die im Neoliberalismus wichtig sind für Unterdrückungsmechanismen? Wo beginnen Überlebensstrategien? Welche widerständigen Ansätze bilden sich im alltäglichen Umgang mit Prekarisierung aus und wie können sie in politische Praxen verwandelt werden?
Was ist deine Form des Streiks?
Wie lässt sich unter prekären Bedingungen kollektives Handeln in Arbeitskämpfen und darüber hinaus verwirklichen? Und welche Rolle spielen Gewerkschaften dabei? Ausgehend von eigenen Erfahrungen in Arbeitsverhältnissen, Jobs und Erwerbslosigkeit und anhand von konkreten Beispielen wie der Lidl-Kampagne von verdi und der Zeitschrift „prekär“ für Beschäftigte in der Weiterbildung sollen in diesem Workshop verschiedene Ansätze kollektiver Organisierung diskutiert werden.
Mit Hajo Dröll (GEW), Peter Renneberg (OrKa-Organisierung und Kampagnen)
Land in Sicht
Wer kämpft, braucht Ziele: tagespolitische Forderungen, mittelfristige Perspektiven, Befreiungsutopien. Welche Ziele sind das in der disparaten Welt der prekären Wirklichkeiten? Im Zusammenhang mit den konkreten Forderungen und perspektivischen Orientierungen prekärer Kämpfe gibt es einige Schlagworte, die in der linken Diskussion besonders prominent sind: garantiertes Einkommen/Existenzgeld, Mindestlohn, globale soziale Rechte, Aneignung, Recht auf Rechte/Recht auf Legalisierung.
Mit VertreterIn von FelS, Mag Wompel (LabourNet Germany), Corinna Genschel
EuroMayday in Hamburg - eine Zwischenbilanz
Was ist mit denen, deren Arbeit gar nicht als Arbeit anerkannt wird, was ist mit denen, deren Arbeit unsichtbar ist, was ist mit denen, die Arbeit vollkommen anders organisieren wollen? Mit diesen Fragen ist der EuroMayday angetreten. EuroMayday- Workshop, in dem eine erste Auswertung der Erfahrungen mit dem EuroMayday Prozess in Hamburg und eine Diskussion über Erreichtes und Nicht-Erreichtes stattfindet. Ein offenes Gespräch über Idee und Anspruch von EuroMayday, das Verhältnis zu den Gewerkschaften und welche Möglichkeiten wir für politische Ausdrucksformen und Organisierung heute sehen.
Der Kapitalismus bietet uns keine Arbeit mehr, organisieren wir unser Leben selbst!
Kariere machen im System, prekäre Arbeitsverhältnisse oder die Abhängigkeit von Arbeitslosengeld II stellen für uns keine befriedigende Lebensperspektive dar. Unter welchen Bedingungen können autonome Alternativen zur Fiktion der Arbeitsgesellschaft funktionieren?
Ausgehend von der Praxis der Kommune Niederkaufungen suchen wir Antworten auf diese Frage. Der Schwerpunkt des Workshops kann je nach Interesse der TeilnehmerInnen bei der Darstellung alternativer Ansätze, bei der Kritik dieser Wege oder bei der Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz dieses Ansatzes liegen.
Mit: Patricia Saif, Uli Barth (Kommune Niederkaufungen)
InSourcingOut! Innenansichten, Widersprüche und Potenziale von Prekarisierung
Prekarisierung ist mehr als rechtliche, soziale und finanzielle Unsicherheit. Gefragt ist auch die Fähigkeit, sich selbst kreativ zu entwerfen und neue flexible Formen von Kollektivität zu entwickeln. Hierin befreien sich die Einzelnen nicht selten aus rigiden Vorstellungen von patriarchal-fordistischer Normalität. Alternative Wünsche – vorangetrieben durch migrantische und feministische Theorie wie Praxis – fließen in prekäres Arbeiten und Leben ein. Paradoxerweise sind diese Praxen zugleich Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der die individuelle Lebensqualität immer stärker an den persönlichen Erfolg auf freien Märkten geknüpft ist.
Mit: Ursula Huws (Professor of International Labour Studies am Working Lives Research Institute, London), Moira Zoitl (Künstlerin, Berlin/Wien), Luzenir Caixeta (MAIZ, Linz), Nicole Mayer-Ahuja
Moderation: Mario Candeias (Argument), Iris Nowak (Argument, RLS), Susanne Spindler (FiSt, RLS-NRW), Silke Veth (RLS, arranca)
Sklaverei in Europa - Arbeitsmigration in Spanien
Sie kommen aus Senegal, Mali und Marokko und seit einiger Zeit auch aus Osteuropa. Sie stehen bei bis zu 60 Grad Hitze in den Gemüsegewächshäusern im Süden Spaniens im so genannten „Plastikmeer“. Von Februar bis Juni ernten sie das, was wenig später in unseren Supermärkten zu ? nden ist: Tomaten, Auberginen, Tomaten, Paprika. Die wenigsten von ihnen haben Arbeits- und Aufenthaltserlaubnisse und sind daher der Willkür der Arbeitgeber und dem stetig steigenden Hass der Lokalbevölkerung hil? os ausgeliefert. Trotzdem tragen sie zu einem wichtigen Teil zum Wirtschaftsaufschwung Spaniens bei.
Die ReferentInnen des Workshops waren Mitglied einer internationalen Delegation, die aus Anlass eines ungeklärten Mordes an einem marokkanischen Immigranten nach El Ejido fuhren, um sich ein Bild über die dortige Situation zu machen.
Mit: Kathi Hahn und Raymond Gétaz (beide: Europäisches Bürgerforum / European Civic Forum), Sandra Blessin (BUKO Agrar Koordination)
Eine andere Ökonomie ist möglich. Offenes Eigentum, Offene Kooperation
Unter dem Gesichtspunkt der „Landnahme“ ist Prekarisierung ein Eroberungsfeldzug von oben. Sein Ziel ist es, das gesamte Gebiet des Produkts der Arbeit direkt dem Kapital zuzuschlagen. Das Überschreiten der Linien, die in der fordistischen Gesellschaft gesichert schienen, zielt nicht nur auf das Terrain des Lohns in all seinen Formen. Der neoliberale Feldzug richtet sich auch auf die Teile des gesellschaftlichen Produkts, die bislang von sozialen Sicherungssystemen und öffentlichen Aufgaben besetzt wurden (Lohnnebenkosten, Steuern); und er richtet sich auf Territorien, die erstmals unter Kapitalkontrolle kommen sollen, da sie bisher allgemeines Eigentum waren - Informationen, Wissen, soziales Kapital usw.
Benni Bärmann (Frankfurt), Franz Imhof (Bern, Schweiz), Dante Monson (Brüssel, Belgien), Sabine Nuss (Berlin), Christoph Spehr (Bremen)
Workshops am Freitagnachmittag, 17:00 - 19:00
Idee-Konzept-Action !!!
Die Überflüssigen stellen sich vor, mit Film, Musik und Gymnastik !!
Die Überflüssigen setzen sich, wie viele kämpfende AktivistInnen weltweit, weiße Masken auf. Sie greifen die Barbarei des Kapitalismus an, in der Menschen nicht als Menschen, sondern als gesichtsloser auszubeutender Rohstoff vorkommen und ihre Vielfalt für rassistische und sexistische Unterdrückung instrumentalisiert wird. Ihr Respekt und ihre Verbundenheit gelten den Sans Papiers, Piqueteros, Yomangos, streikenden Frauen in Weltmarktfabriken, Landlosen, Prekarisierten, Unsichtbaren.
Die Überflüssigen lassen sich nicht mehr abspeisen mit dem abgeschmackten Versprechen künftiger Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum. Sie sind zuversichtlich, sich diesen Reichtum bald gänzlich anzueignen, denn mit jedem Prozentpunkt Wirtschaftswachstum werden sie mehr.
Die Überflüssigen sind wir alle - auf gehts nehmen wir uns - was uns eh gehört !!!!!
Die Überflüssigen - denn sie wissen was sie tun.