Programm - release 17. 5. 2012 // final

BUKO_34
Under Pressure - Krisen, Kämpfe, Transformation

Freitag, 18. Mai, 2012-05-18

Irrwege aus der Krise – Der rechte Roll-Back

Meandering out of the crisis - the Right Backlash

The recent electoral success of the French Front National, Viktor Orbáns' fantasies of an new Hungarian national community, the Dutch Burka ban and Anders Breiviks' bloody crusade against "Islam and cultural Marxism" are all a sign for a general right wing backlash not only confined to Europe. This development is much more than the phantom of feuilleton debates: with the means of social jingoism and racist stereotyping and in combination with a Nice Guy image. Right wing populist parties and movements managed to steer power relations in central discourses towards their benefit, thereby attacking the social basis of migrants and people of colour. In the context of the global crisis it appears to be necessary to not only direct the gaze at prospect of emancipatory movements, but to reflect on the possibility of a right wing transformation - the strengthening of a racist and generally inhuman attitudes and action. In Hungary or the United States it was the Right, which was able to capitalise from the general insecurity with simple answers and clear scapegoats. But it is not only the parliamentary success of the (new) right wing parties, but also the newly emerging racist violence that is forcing us to deal with the issue. This form of violence, regardless of whether it becomes apparent in the form of anti-Gypsy assault or terrorist attack, would not be conceivable without the daily presence and acceptance of racist resentments. This is why the white majority, the so often evoked "silent majority" and its racism, has to come into focus. We would like to approach this aspect during the BUKO at the panel discussion. On the one hand, the aim is to focus on concrete movements and parties, their contradictions and commonalities, while on the other hand analyse current right wing ideology, the accompanying rhetoric and the drawn up image of the supposed enemy. Finally, we would like to ask in which way the shift of power relations has already moved into state politics and what solidarity based resistance could look like. Guest Speakers: Kien Nghi Ha Steffen Dittes, Bernard Schmid and Georg Klauda

Die jüngsten Wahlerfolge der französischen Front National, Viktor Orbáns Fantasien von der neuen ungarischen Volksgemeinschaft, das niederländische Burka-Verbot und Anders Breiviks blutiger Feldzug gegen „Islam und Kulturmarxismus“ sind allesamt Zeichen für einen allgemeinen Rechtsruck, der sich nicht nur in Europa abzeichnet. Diese Entwicklung ist weit mehr als ein Gespenst der Feuilleton-Debatten: Durch die Bedienung rassistischer und sozialchauvinistischer Feindbilder in Verbindung mit einem biederen Nice-Guy-Image gelang es rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen die Kräfteverhältnisse in zentralen Diskursen zu ihren Gunsten zu verschieben und damit die soziale Basis von Migrant_innen und People of Colour (PoC) anzugreifen. Im Kontext der globalen Krise erscheint es deshalb nötig, den Blick nicht nur auf die Perspektiven emanzipatorischer Bewegungen zu richten, sondern ebenfalls die Möglichkeit einer „rechten Transformation“ zu reflektieren – eines Erstarkens rassistischer und generell menschenverachtender Einstellungen und Praktiken. In Ungarn oder den USA waren es jedenfalls die Rechten, die aus der allgemeinen Verunsicherung mit einfachen Antworten und klaren Feindbildern Kapital schlagen konnten. Aber nicht nur die parlamentarischen Erfolge (neu-)rechter Parteien, sondern auch das erneute Aufflammen rassistischer Gewalt, zwingt uns zur Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Diese Gewalt, ob sie sich nun als antiziganistische Übergriffe oder als terroristischer Anschlag manifestiert, wäre unabhängig von der alltäglichen Präsenz und Akzeptanz rassistischer Ressentiments nicht denkbar. Deshalb muss in diesem Zusammenhang zwangsläufig auch die weiße Mehrheitsgesellschaft, die viel beschworene „schweigende Mehrheit“ und ihr Rassismus thematisiert werden. Wir wollen uns diesem Aspekt auf dem BUKO mit einer Podiumsdiskussion nähern. Dabei sollen einerseits die konkreten Bewegungen und Parteien mit ihren Widersprüchen und Gemeinsamkeiten im Fokus stehen, andererseits aber auch die Analyse aktueller rechter Ideologien, mit ihren Feindbildern und ihrer Rhetorik. Zuletzt wollen wir uns der Frage stellen, inwieweit die Verschiebung der Kräfteverhältnisse bereits Einzug in staatliche Praktiken gefunden hat und wie solidarische Gegenwehr aussehen könnte.

Referenten: Georg Klauda: Soziologe & Autor des Buchs "Die Vertreibung aus dem Serail - Europa und die Heteronormalisierung der islamischen Welt". Kien Nghi Ha: Politikwissenschaftler mit den Arbeitsschwerpunkten Migration & Rassismus Steffen Dittes, Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss, Flüchtlingsrat Thüringen Bernard Schmid: Arbeitsrechtler & freier Journalist (u.a. Jungle World & ak)

Programm
Tag Freitag, 18. Mai - 2012-05-18
Raum Audimax
Beginn 20:00
Dauer 02:00
Track Sonstiges
Sprache der Veranstaltung deutsch